Innerhalb eines halben Jahres war ich nun bereits ein zweites Mal in Ghana. Nach dem letzten Besuch hatte sich herausgestellt, dass unser Projekt der Klinik in Bladjai bundesweites Aufsehen auf sich gezogen hatte – ein paar erste Aufnahmen sollten nun vor Ort gedreht werden. Außerdem haben wir die Möglichkeit erhalten, Fördermittel über ein Forschungsprojekt zu erhalten, die Vorbereitungen dafür sollten bei dem Besuch ebenfalls in Angriff genommen werden.
Dennoch eine gute Gelegenheit, auch nach der Klinik zu sehen. Inzwischen sind auch die letzten Bauarbeiten abgeschlossen. Der Erdtank für die Abwässer ist fertiggestellt worden und die Klinik wurde daran angeschlossen. Alle Räume sind verfließt, in allen Räumen sind die Elektroarbeiten zu Ende gebracht worden. Die Behandlungsräume und die Krankenzimmer sind so abgesichert worden, dass auch Klimaanlagen installiert werden könnten. Dies ist allerdings davon abhängig, ob wir im Rahmen des Forschungsprojektes Gelder für Solarstrom erhalten werden.
Allerdings ist die Frage nach der Versorgung mit Wasser noch nicht abschließend geklärt, auch wenn während der Zeit unseres Aufenthaltes ein Bohrtrupp vor Ort war. Allerdings konnte der nur bis auf fünfzig Meter Tiefe bohren, der Grundwasserspiegel liegt allerdings sehr viel tiefer, ca. bei hundert Metern. Gleichwohl wird dieser Trupp mit längerem Bohrgestänge Anfang April noch einmal nach Bladjai reisen. Alles in Allem kann die Bevölkerung von Bladjai hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
AUS: Unsere Gemeinde April 2019
Zweite Klinik ist fast fertig
Hilfe: Die Kirchengemeinde Vahlhausen unterstützt seit Jahren Krankenhaus–Neubauten in Ghana.
Es fehlen noch 15.000 Euro für Innenausbau und Ausstattung
Detmold-Vahlhausen/Kreis Lippe.
Die Bodenfliesen sind verlegt, die Elektro-Installation ist abgeschlossen: Die Klinik in Bladjai in Ghana macht große Baufortschritte. Pastor Andres Wagner aus Vahlhausen ist überwältigt.

„Alle Zweifler werden eines besseren belehrt“, sagt Wagner stolz. 70.000 Euro hat der Partnerschaftsausschuss Nordghana seit 2012 aufgebracht – den Löwenanteil hat die Vahlhauser Gemeinde gesammelt. Entstanden ist ein kleines, feines Krankenhaus im Norden des westafrikanischen Staates. Das Projekt stößt auch überregional auf Interesse. Eine Redakteurin des SWR war zum Weihnachtsmarkt gekommen; sie plant einen Dokumentarfilm über Friedensarbeit in Ghana am Beispiel des Vahlhausen-Projektes. Denn: „Das Krankenhaus ist auch ein gutes Stück dieser Friedensarbeit“,sagt der Pfarrer. „In Bladjai leben Angehörige vier verschiedenerStämme, drei sind nach dem Bau des Volta-Stausees umgesiedelt worden oder nach den Unruhen des Bürgerkrieges gekommen. Das Zusammenleben ist nicht immer einfach.“
Da die Stromversorgung über das öffentliche Netz nie wirklich ganz sichergestellt werden kann, wird ein Generator installiert, um im Bedarfsfall Strom zu liefern. Es gibt drei Bettenzimmer und einen Geburten-Bereich, mit separaten Toiletten und einer Dusche. Zwei Frauen könnten gleichzeitig ein Kind zur Welt bringen und die ersten Nächte in der Klinik bleiben.
Bei seinem jüngsten Besuch in Ghana hat Wagner geklärt, wie die Wohnungen für die zukünftigen Mitarbeiter finanziert werden. „Eine staatliche ghanaische Einrichtung wird die Häuser bauen.“ In einem nächsten Schritt soll die Wasserversorgung sichergestellt werden. Bauarbeiter werden mit schwerem Gerät nach Bladjai fahren und einen Brunnen bohren. „Dafür müssen sie allerdings bis auf achtzig Meter ins Erdreich dringen, um die Wasserversorgung auch auf Dauer zu garantieren“, berichtet Wagner. Die Suche nach Wasser hätten sich alle leichter vorgestellt – sie werde komplizierter und teurer als zunächst gedacht. Und er weiß: “Am Ende des Weges sind wir aber auch dann noch nicht.“ Eine Klinik ohne die nötige Einrichtung erfülle ihren Zweck nicht. “Auch werden unsere Partner in Ghana schon jetzt daran gehen, geeignetes Personal zu suchen oder auszubilden. Sie sollen ihren Dienst unverzüglich beginnen können, sobald die Registrierung der Klinik durch die ghanaische Gesundheitsbehörde vollzogen ist.“ Etwa 15.000 Euro werden noch für den Innenausbau benötigt, schätzt Wagner.
So wird das Projekt die Vahlhauser Gemeinde noch eine Weile auf Trab halten und das Gemeindeleben prägen. Jüngstes Beispiel: Beim Weihnachtmarkt verkauften Gemeindemitglieder Bücher aus einer Wohnungsauflösung für Ghana. Andres Wagner präsentierte – stilecht und altvertraut in seiner Häuptlingstracht – ein Modell der Klinik und informierte die Besucher über den Baufortschritt.
Nordghana
Das Krankenhaus ist ein Hilfsprojekt des “Partnerschaftsausschuss Nordghana“, eines Kreises innerhalb der Landeskirche. Unter Federführung der Vahlhauser hatten verschiedene Gemeinden aus Lippe schon bis 2012 das Krankenhaus in Kpalba mit 30.000 Euro unterstützt, das sich seitdem selber trägt. Die neue Klinik in Bladjai verfügt über drei Behandlungsräume. Neben sanitären Einrichtungen in einem für Ghana sehr hohen Standard wird es ein Labor und einen Raum für Medikamente geben. Ein weiteres Anliegen des Partnerschaftsausschusses sind Selbsthilfe-Projekte in Chereponi, hauptsächlich gefördert von der Kirchengemeinde CappeL (mah)
aus: LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG (29./30. DEZEMBER 2018)
VON MARTIN HOSTERT
Besuch in unserer Klinik in Ghana

Einmal mehr bin ich auch in diesem Jahr nach Ghana gereist, um mich vor Ort über den Fortgang unseres Klinik-Projektes zu informieren. Der Eindruck war in der Tat überwältigend, denn unsere Klinik (und dieses “unsere“ möchte ich besonders betonen, ist doch das Projekt zur Hauptsache durch unsere Gemeinde realisiert worden) ist nahezu fertig. Während unseres Aufenthaltes wurden bereits die Bodenfliesen verlegt und die elektrischen Installationen zum Abschluss gebracht.

Inzwischen dürfte die Klinik auch schon ans “Abwassersystem“ angeschlossen sein.
In einem nächsten Schritt soll die Wasserversorgung sichergestellt werden. Noch in diesem Jahr wird ein Team mit schwerem Gerät nach Bladjai fahren und einen Brunnen bohren. Dafür müssen sie allerdings bis auf achtzig Meter ins Erdreich dringen, um die Wasserversorgung auch auf Dauer zu garantieren.

Auch die Finanzierung der Wohnungen für die zukünftigen Mitarbeiter*innen konnten wir vor Ort klären. Eine staatliche ghanaische Einrichtung wird die Häuser bauen. In Bladjai leben insgesamt Angehörige vier verschiedener Stämme, drei sind im Zuge der Umsiedlung nach dem Bau des Volta-Stausees oder nach den Unruhen im Rahmen des Bürgerkrieges im Norden des Landes in das Gebiet gekommen. Der Hauptstamm ist der Stamm der Nawuri, der schon immer dort ansässig war. Das Zusammenleben war nicht immer einfach, so ist das Krankenhaus auch ein gutes Stück Friedensarbeit. Sechs Jahre hat das Projekt gedauert –von der ersten Planung über den ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung des Gebäudes. Zwar gab es zuvor bereits ein Gebäude, in dem eine Krankenstation untergebracht war, aber das war nicht mehr zu retten. Eine großartige Leistung, sowohl von unseren Freunden in Ghana, besonders dem Bauunternehmer Ferguson Sena, als auch von unserer Gemeinde. Es gab viele Zweifler, ob das Projekt nicht eine Nummer zu groß für uns und den Partnerschaftsausschuss Nordghana sei. Doch die Zweifler werden nun eines besseren belehrt.

Unsere Klinik verfügt über drei Behandlungsräume, wovon eines speziell für die Behandlung von Kindern eingerichtet werden soll. Neben den sanitären Einrichtungen, die in Ghana bei Weitem nicht Standard in Kliniken sind, wird es ein Labor und einen Lagerraum für Medikamente geben, der sogar durch eine Klimaanlage gekühlt werden kann. Da die Stromversorgung über das öffentliche Stromnetz nie wirklich ganz sichergestellt werden kann, wird an der Klinik auch ein Generator installiert werden, der im Bedarfsfall Strom liefert. Des Weiteren gibt es drei Bettenzimmer und einen Geburten-Bereich, mit separaten Toiletten und einer Dusche. Zwei Frauen könnten hier gleichzeitig ein Kind zur Welt bringen und die ersten Nächte in der Klinik bleiben. Als letztes nun verfügt die Klinik über einen Anbau, der nur über einen gesonderten Zugang betreten werden kann, und der im Bedarfsfall als “Seuchenstation“ genutzt werden kann. Am Ende des Weges sind wir noch nicht. Denn eine Klinik ohne die nötige Einrichtung erfüllt ihren Zweck nicht. Auch werden unsere Partner in Ghana schon jetzt daran gehen, geeignetes Personal zu suchen oder auszubilden, damit sie den Dienst unverzüglich beginnen können, sobald die Registrierung der Klinik durch die ghanaische Gesundheitsbehörde vollzogen ist. Es ist ein großartiges Werk, das unsere Gemeinde dort am Ende der Welt gemeinsam mit dem Partnerschaftsausschuss vollbracht hat. So großartig, dass auch andere darauf aufmerksam geworden sind. Denn schon im kommenden Jahr sollen die Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm über die Friedensarbeit in Ghana, besonders aber über unser Klinikprojekt und unsere Gemeinde beginnen. An dieser Stelle danke ich allen, die durch ihre Spenden oder allein durch ihr wohlwollendes Interesse das Projekt erst möglich gemacht haben.
AUS: Unsere Gemeinde Dezember 2018 /Januar 2019
Besuch aus Ghana

Am Pfingstsamstag trat das ein, womit eigentlich niemand mehr so wirklich gerechnet hatte: am Flughafen Hannover konnte der Besuch aus Ghana in Empfang genommen werden. Den vier Delegationsmitgliedern, Joshua Anonde, Joseph Lamba, Sena Letsukuma und Ferguson Quarcoo, standen aufregende Tage bevor, die mit einem sehr schönen und eindrücklichen Gottesdienst am Pfingstsonntag ihren Anfang nahmen. Ganz im Motto dieses Festtages, nämlich dass einer des anderen Sprache verstehe, wurde der Gottesdienst zum Teil viersprachig gehalten –in Deutsch, Englisch, Ewe und der Sprache der Konkomba. Auch bei einem Gemeindeabend konnten die Besucher aus Ghana Mitglieder unserer Gemeinde in den Bann ziehen und stellten sich ihren zahlreichen Fragen.

Eigentlicher Anlass der Reise war der Dritte Ökumenische Kirchentag in Lippe, und so besuchten sie sowohl das Partnerschaftsfest am Mittwoch in Bad Salzuflen, als auch den Markt der Möglichkeiten am Samstag im Park des Schlosses Wendlinghausen. Neben diesen offiziellen Angeboten seitens der Landeskirche standen aber auch andere Treffen auf dem Plan der Afrikaner: so etwa der Besuch der OGS in Diestelbruch, bei dem gemeinsam mit den Kindern ghanaische Speisen gekocht wurden.

Unsere Gäste waren während ihres Aufenthaltes im Elisabeth-Hotel in Detmold untergebracht. Was lag also näher, als sich von kundiger Kraft in die Besonderheiten des Hotels und der angeschlossenen Wohngruppe, in denen Menschen mit und ohne Handicap miteinander leben und arbeiten, einführen zu lassen. Hier entstand eine ganz besondere Idee: nämlich in Ghana ein Restaurant aufzubauen, in dem auch Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten. Das wäre in Ghana einmalig! Ein Projekt, welches ganz sicher Unterstützung verdienen wird.

Daneben kamen auch Detmolder, bzw. lippische Sehenswürdigkeiten nicht zu kurz. Faszinierend für die Ghanaer war der Besuch im Landesmuseum in Detmold. Noch nie hatten sie auch nur etwas Ähnliches zu Gesicht bekommen. Der Besuch an den Externsteinen brachte unsere Freunde dann doch fast an ihre Grenzen. Denn solche Felsen sind in der Trockensteppe Nordghanas eher selten.
AUS: Unsere Gemeinde Juni 2016
Neues aus Ghana
Wie manche wissen mögen, war ich im Mai einmal mehr in Ghana, um nach dem aktuellen Stand unseres Klinikprojektes zu sehen und die nächsten Schritte zu koordinieren.
Unten auf dem Bild ist es deutlich zu sehen: seit dem letzten Besuch hat sich einiges getan. Der Rohbau ist nun komplett abgeschlossen, die Klinik hat ein Dach bekommen. Damit ist der größte und aufwendigste Teil des Baus geschafft.

Nun kann es an die Feinheiten gehen. Im nächsten Schritt werden die Fenster–und Türzargen eingesetzt, sowie die Leitungen für Strom, Wasser und Abwasser verlegt. Dann folgt das sogenannte “Plastering“. Die Wände werden verputzt und der Fußboden mit Estrich versehen. Diese Arbeiten werden in diesem und im kommenden Jahr dann den Abschluss bilden. Schneller wird es nicht gehen, weil wir die nötigen Mittel dazu nicht komplett in diesem Jahr bereitstellen können.
Aber allein dieses Tempo ist für afrikanische Verhältnisse rekordverdächtig. Und Vahlhausen trägt an den Kosten und an diesem wunderschönen Erfolg den Löwenanteil. Das ist durchaus etwas, worauf wir als Gemeinde stolz sein können. Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen. Denn zurzeit ist noch nicht ganz klar, wie die Wasserversorgung der Klinik zu finanzieren sein wird. Hatten wir noch im vergangenen Jahr die Zusage der Presbyterian Church of America, so scheint sie inzwischen von einer Förderung abzusehen. Das wirft einige Probleme auf, aber auch die werden wir lösen. Und Hilfe ist schon in Sicht.
AUS: Unsere Gemeinde Juli/August 2015
Neues aus Ghana
Ich schreibe diese Zeilen, während ich gerade vor Ort in Ghana bin –bei aktuellen Temperaturen um die 35 Grad. Und ich bin auch noch ein bisschen berauscht von den ersten Eindrücken, die ich von “unserer“ Klinik in Bladjai gewonnen habe. Denn das Bauwerk kann sich sehen lassen, und wir sind dem für dieses Jahr gesteckten Ziel weit voraus. Inzwischen haben wir schon die Fensterhöhe erreicht. Zwei Reihen Blocks müssen noch gesetzt werden, und dann kann damit begonnen werden, das Dach zu setzen. Ebenso sind die Fußböden im Innenraum bereits betoniert.
Die Klinik wird dann neben den Zimmern für das Personal, den beiden Waschräumen, einem Lagerraum, einen Verwaltungsraum und drei Behandlungsräumen auch je über eine “Station“ für Frauen, Männer, bzw. Kinder verfügen.
Nur von außen zugänglich werden zwei Räume nun an die Klinik angefügt, die im Bedarfsfall als Isolierzimmer genutzt werden können. Jedenfalls ist es absolut zufriedenstellend, was in Ghana geleistet worden ist. Es ist auch ein schöner Beweis dafür, dass unsere Hilfe nicht umsonst ist, sondern echte Früchte trägt.
Pastor Andres Wagner
AUS: Unsere Gemeinde November 2014
Hier folgt der ausführliche Bericht mit Bildern:
Klinikprojekt in Bladjai (Bericht Oktober 2014)
Vom 07. bis zum 17.Oktober reiste ich einmal mehr nach Ghana, um mir vor Ort ein Bild unseres Klinikprojektes in Bladjai machen zu können, aber auch, um bei der Gelegenheit weitere Projekte des Partnerschaftsausschusses Lippe, der Kirchengemeinde Cappel und der Norddeutschen Missionsgesellschaft in Augenschein zu nehmen.

Bereits im Vorfeld hatte es ja auch in unserer Gemeinde einige skeptische Fragen im Hinblick auf Ebola gegeben. Denn gerade Westafrika ist betroffen, und zwischen Ghana und jenen Ländern, in denen die Epidemie zur Zeit tobt, liegt gerade mal ein einziges Land: die Elfenbeinküste. Der Aufwand am einzigen internationalen Flughafen, Accra, um das Virus nicht nach Ghana kommen zu lassen, ist beträchtlich. Jeder Reisende wird mit Scannern und Wärmebildkameras begutachtet, jedes dabei festgestellte Fieber wird grundsätzlich wie ein Fall von Ebola betrachtet, und die betreffende Person kommt in eine vierzehntägige Quarantäne. Dumm für jene, die an einer simplen Erkältung leiden.
Darüber hinaus wundert man sich in den nicht betroffenen Ländern Westafrikas über die fast panische Angst in Europa und Amerika vor Ebola. Die Furcht, dass die Seuche nach Ghana eingeschleppt werden könnte, tendiert nahezu gegen Null –Malaria, Cholera und Typhus sind weitaus gefährlichere Krankheiten und vor Allem allgegenwärtig. Dennoch sollte während meiner Reise auch die Möglichkeit überprüft werden, die Klinik um einen kleinen Isolierbereich zu erweitern.
Für die Reise nach Ghana selbst muss man den wesentlich geringeren Zeitaufwand aufbringen. Sie nimmt, mit einem Zwischenstopp in Istanbul, gerade mal einen knappen Tag in Anspruch –inklusive der Transfers zum und vom jeweiligen Flughafen. Klingt zunächst viel, ist es aber nicht im Vergleich zur Dauer der Fahrten auf den Straßen in Ghana, auf denen zum großen Teil selbst mit einem Geländewagen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von vielleicht gerade einmal zwanzig bis dreißig Stundenkilometern erreicht werden kann.

So kann selbst eine kurze Strecke zu eine sehr langen Fahrt werden, insbesondere, wenn dann noch eine Panne hinzu kommt. Während dieser Tour waren es die durchschnittlichen zwei Pannen. Das eine Mal eine explodierte Autobatterie, gleich zu Beginn der Fahrt in den Norden, das andere Mal ein simples, kleines Relais. Bei uns lediglich ein Cent-Artikel, der in kürzester Zeit beschafft werden kann. In Ghana dauert es gerne mal drei Stunden, bis ein solches Ersatzteil aus der nächsten größeren Stadt herbeigeschafft werden kann. Wenn man Glück hat! Auch hier gilt die Faustregel, dass derlei Dinge gerne in den ungünstigsten Momenten geschehen. Sprich: fernab von jeglicher Zivilisation, bei Temperaturen knapp unter fünfzig Grad, auf einer nahezu baumlosen Strecke.
All dieses schon im Hinterkopf machten wir uns, nachdem ich mich einen Tag in der Regionalhauptstadt Ho akklimatisiert hatte, mit einem voll bepackten Geländewagen auf den Weg in den Norden. Denn wenn jemand die Reise dorthin antritt, muss stets noch dringend benötigtes Material für irgendwelchen Verwandten verschiedenster Kirchenangestellter mitgenommen werden.

Wir, das waren in diesem Fall unser langjähriger Mitarbeiter in Ho, Godwin Ampony, sodann unser in die Jahre gekommener und in Ehren ergrauter Fahrer Joseph Hudo und zuletzt ich selbst, als ebenfalls in die Jahre gekommener und leicht ergrauter Pastor aus Deutschland. Joseph befindet sich zwar seit geraumer Zeit im Ruhestand, entpuppte sich aber dennoch im Laufe der Reise als das ghanaisches Pendant zu Michael Schuhmacher, da er sich gerne einmal Rennen mit den – unserem ebenso in die Jahre gekommenen Nissan überlegenen – Toyota-Geländewagen lieferte. Zwar meinte er, er täte das nur, damit wir nicht in die Staubfahne eines anderen Fahrzeugs gerieten, das Glänzen in seinen Augen verriet uns aber eher seinen sportlichen Ehrgeiz.
Der Weg nach Bladjai erstreckt sich über zwei Tage, mit einem Zwischenstopp in dem Ort Nkwanta, wo ich für den Partnerschaftsausschuss zwei Kirchbauprojekte in den Dörfern Bontibor und Odomi begutachten sollte. Nette, kleine Projekte, die nicht grenzenlos überzogen in den Ausmaßen des zu bauenden Gebäudes waren. In früheren Zeiten wurden ganze Kathedralen errichtet, für Gemeinden, die gerade einmal über 50 bis 100 Gemeindemitglieder verfügten. Überhaupt tun sich die meisten Gemeinden schwer mit irgendwelchen Zahlen. Wenn man fragt, wie viele Mitglieder eine Gemeinde denn hätte, bekommt man stets die gleiche Auskunft: Plenty – Viele. Wobei sich dieses „Plenty” irgendwo zwischen zwölf und zweihundert bewegen kann.

In diesem Fall konnten wir allerdings bei beiden Projekten feststellen, dass die Gebäude angemessen waren und die jeweiligen Gemeinden in die Errichtung mit einbezogen worden war. Von den ganz Alten, die das Bauen argwöhnisch betrachteten und mit guten Kommentaren nicht sparten, da sie ja auch allesamt „vom Fach“ sind, über die Frauen, die die Arbeiter mit Essen versorgten, bis hin zur Jugend, die einen Großteil jener Arbeit, die nicht von ausgebildeten Kräften getan werden musste, übernommen hatte. Es war schön, mit anzusehen, mit wie viel Tatkraft und Freude an ihren jeweiligen Kirchen gearbeitet wurde. Die Gebäude dienen aber nicht allein den sonntäglichen Gottesdiensten. Es sind Mehrzweckbauten, in denen unter der Woche auch die Kinder des jeweiligen Dorfes unterrichtet werden, da es der Schule an Räumlichkeiten mangelt. Auch andere Konfessionen und Gruppen dürfen sie benutzen, und Durchreisenden oder Besuchern dienen sie zudem hier und da noch als Schlafgelegenheit.

Doch nicht allein um diese Projekte in Augenschein zu nehmen, muss in Nkwanta ein Zwischenstopp und eine Übernachtung eingelegt werden. Nkwanta ist sozusagen die Keimzelle des partnerschaftlichen Engagements in der Voltaregion der lippischen Klassen Detmold, Blomberg und Bösingfeld. Gut zwanzig Jahre reicht die Verbindung nach Nkwanta zurück. Nicht nur, dass die Menschen hier selbst für ghanaische Verhältnisse ausgesprochen freundlich sind, so kann man in Nkwanta phantastisch bunte, laute und fröhliche Gottesdienste erleben, die vor Lebensfreude einfach nur so sprühen.

Zudem dient der Ort auch quasi als eine Art Sprungbrett nach Bladjai. Um nicht einen gewaltigen Umweg in Kauf zu nehmen, muss dazu der Volta-Stausee, in den an dieser Stelle der Oti-River mündet, mit einer Fähre im vierzig Kilometer entfernten Dambai überquert werden. Auf der anderen Seite beginnt eine der beiden „Hauptverkehrsadern“ in Richtung Bimbila und Yendi. Dambai wurde im Jahr 2007 durch die damalige Flutkatastrophe in Ghana schwer getroffen worden, und noch immer ist nicht wieder alles aufgebaut.

Hier ist auch das scheinbare Ende aller Zivilisation, denn auf der anderen Seite des Stausees beginnt praktisch die Wildnis und das Landschaftsbild ändert sich dramatisch von den dichten Wäldern des Süden hin zum offenen Buschland. Von Nkwanta aus führt eine kleine, schmale Straße dorthin, die Fahrt nimmt tatsächlich drei Stunden in Anspruch. Die Fähre legt auch nur einmal am Tag, morgens um Punkt acht Uhr ab, was aber nicht unbedingt eine exakte Zeitangabe bedeutet. Auch die Fahrt mit dieser Fähre ist ein kleines Abenteuer. Das Boot ist nämlich ebenso wie Fahrer, Pastor und Nissan ebenfalls (wenn auch in weit größerem Umfang) ein wenig in die Jahre gekommen, wie man auf den beiden Fotos unschwer erkennen kann. Der Schiffsboden ist nicht mehr ganz intakt und zudem dringt Wasser in den Schiffskörper. Außerdem ist nicht gewährleistet, dass die Fähre tatsächlich auch fährt – zumindest selten zur vorgegebenen Zeit, sodass zwei bis drei Stunden Wartezeit keine Seltenheit sind. Ein wenig kommt es auch auf die Befindlichkeit des Skippers an Diesmal aber legte sie tatsächlich nur mit einer halbstündigen Verspätung ab. Ein kleiner Rekord, der alles Schimpfen über die Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn ins Lächerliche zieht.

Nach dem Übersetzen stehen dann nur noch gut drei Stunden Autofahrt bevor, die aber endlos erscheinen. Gerade in diesem Jahr waren die Straßen in einem katastrophalen Zustand. Manche Orte waren regelrecht von der Außenwelt abgeschnitten, da Brücken über ansonsten kleine Rinnsale förmlich hinweggespült worden waren. Die Regenzeit kam erst sehr spät, setzte dann aber mit großer Gewalt ein, und war bis zum Ende meiner Reise noch immer nicht abgeschlossen. Regen im Oktober ist in Ghana so ungewöhnlich wie bei uns Schnee Mitte Mai. Alles ist durcheinander, sagt selbst der Ghanaer. Und der wird es ja wissen. Dieses Durcheinander kann seine Ursachen aber tatsächlich in einer wie immer gearteten Klimaveränderung haben und bringt im Land vieles in ein Ungleichgewicht mit gravierenden Ausmaßen. Die Zeit von Saat und Ernte hat sich verschoben und ist durch die Bauern nicht mehr berechenbar. So ist in diesem Jahr die Aussaat noch mitten in die Trockenzeit gefallen, und viele der jungen Pflanzen sind unter der sengenden Sonne verbrannt. Dafür war es während der Ernte nicht trocken genug, und kostbarer Boden wurde weggeschwemmt. Für nicht wenige Familien bedeutet das schlichtweg, Hunger haben zu müssen.

Alle Strapazen während der Anfahrt waren allerdings vergessen durch den Anblick, der sich mir bot, als wir in Bladjai ankamen. Zunächst steuerten wir „meine“ Hütten, den „Chief-Palace“an, hinter dem sich dann der Blick auf das Klinikgebäude weitet. Allerdings ist „Palast“ nun wirklich nur sinnbildlich zu verstehen. Jeder Häuptling hat halt seine Residenz. Die kann in den großen Städten bisweilen sogar recht ansprechend wirken, auf dem Land besteht sie in der Regel aus fünf Rundhütten und drei weiteren kleineren Gebäuden: Küche, Dusche und WC, wobei diese drei in ganz große Anführungszeichen gesetzt werden müssen. Es sind Räume, mehr nicht, das Interieur ist aber recht bescheiden. Die Küche besteht aus einer Feuerstelle und zwei Kochtöpfen, die Dusche aus einem großen und einem kleinen Eimer, und die Toilette? Na ja!

Auch sind – abweichend von den ursprünglichen Plänen – bereits zwei weitere Räume angefügt worden. Sie haben Zugänge allein von außen, es gibt keine Verbindungstür zum Rest der Klinikräume. So können sie im Bedarfsfall auch als „Isolierstation“ genutzt werden. Eigentlich weniger wegen der Gefahr von Ebola, wohl aber für den Fall der anderen durchaus gängigen, hochgradig ansteckenden Erkrankungen wie Cholera oder Typhus, die auch in diesem Gebiet immer wieder auftauchen. Diese beiden Räume sollen außerdem mit nicht zu öffnenden Fenstern versehen werden, dafür aber eine Klimaanlage erhalten, sodass die Möglichkeit einer Ausbreitung solcher Infektionskrankheiten noch weiter eingedämmt werden kann.
Insgesamt verfügt die Klinik jetzt, neben der Aufnahme und dem Wartebereich, den Räumen für das Personal, dem Lager–und Medikamentenraum, sowie einen Verwaltungsraum, über zwei Sanitärräume für Patienten, drei Konsultationszimmer, einen weiteren Behandlungsraum, der für Injektionen und Blutentnahme bestimmt ist, ein Labor, einen kleinen „Kreißsaal“ und je einer kleinen „Station“ für Frauen, Männer und Kinder. Dazu kommen noch die zwei bereits erwähnten Räume, die wir als „Isolierstation“ nutzen können.

Auch für die Außenanlagen liegen schon Pläne vor. Wichtig für die Annahme einer Klinik ist auch das äußere Erscheinungsbild. So wird der Vorplatz nicht einfach mit Erde angefüllt, sondern mit Gras und blühenden Büschen bepflanzt. Rund um die Klinik herum sollen Bäume wachsen, die ersten jungen Palmen haben wir schon setzen können. Außerdem sollen noch eine ganze Reihe Mango-Bäume gepflanzt werden, um der Klinik Schatten zu spenden und den Ort luftig zu machen.
Während die Anbindung an das Stromnetz keine Schwierigkeiten bereitet, ist die Frage der Wasserversorgung noch ungeklärt. Es gibt zwei Möglichkeiten. Eine ist, die Klinik direkt vom Fluss mit Wasser zu versorgen, was allerdings eine starke Pumpe erforderlich machen würde, die andere wäre, einen Brunnen zu bohren. Ob das überhaupt möglich ist, sprich, ob Wasser vorhanden und der Boden nicht zu felsig für eine Bohrung ist, soll von einer Spezialfirma aus Accra herausgefunden werden, um danach Kosten und Nutzen berechnen zu können. In jedem Fall aber soll mit finanzieller Unterstützung der Presbyterial Church of America das Wasser dann anschließend durch eine Osmose-Filteranlage in zwei aufgeständerte Poly-Tanks gepumpt werden, sodass es auf jeden Fall eine gute Trinkwasserqualität besitzt.


Der Neubau der Klinik in Bladjai, der auch und sogar zu einem großen Teil mit Mitteln aus unserer Gemeinde –namentlich durch die Hilfe zahlreicher Spender –finanziert wird, geht nach endlos scheinender Zeit der Vorbereitung nun in die Bauphase.
Zunächst mussten auch in Ghana den behördlichen Vorgaben Rechnung getragen werden, um die letztendgültige Genehmigung für den Start des Neubaus zu erhalten. Das fängt an bei der Eintragung ins Grundbuch (Sie lesen richtig: auch das gibt es mitten im Busch), der Erfüllung von Umweltschutzmaßnahmen, und der Genehmigung der Pläne bei der Antidiskriminierungsbehörde, die darauf achtet, dass alle Zugänge auch barrierefrei sind. Man ist von staatlicher Seite aus sehr bemüht, westlichen Standards zu genügen.
Daran an schloss sich das endlose Warten auf eine Planierraupe, die den felsigen Grund und Boden vorbereiten musste. Solch schweres Gerät steht nicht einfach im Nachbardorf, sondern musste aus Yendi, gut 200 Kilometer entfernt, geholt werden.
Wie Sie auf den Bildern erkennen können, ist der Platz inzwischen komplett gerodet und planiert worden. Dabei halfen die Dorfbewohner nach Kräften mit. Das ist wichtig, denn die Klinik soll von ihnen auch als die ihre erkannt werden. Auf dem Bild oben sehen Sie einige der Dorfbewohner nach getaner Arbeit, nämlich dem Ausheben der Gräben für die Fundamente. Alle im Dorf geformten Bausteine sind an die Baustelle gebracht worden und inzwischen sind die Fundamente gelegt worden. Dazu musste wieder eine Fachfirma aus Yendi kommen, denn solche Arbeiten können nicht durch die einfachen Menschen vor Ort erledigt werden. Es tut sich also wirklich etwas, und das Projekt nimmt Formen an.

AUS: Unsere Gemeinde September 2014
Auf zu neuen Taten
Kirchengemeinde Vahlhausen entlässt Klinik in Ghana nach zehn Jahren in die Selbständigkeit
Seit 2002 hat die evangelisch reformierte Kirchengemeinde Vahlhausen eine Klinik in Ghana unterstützt. Entstanden ist ein gut funktionierendes Krankenhaus, das sich nun selbst trägt.
Detmold-Vahlhausen. Die Gemeinde hat in den vergangenen zehn Jahren stolze 30 000 Euro gesammelt, berichtet Pastor Andres Wagner stolz. Allein die Radtour durch das afrikanische Land vor einigen Jahren hatte 6000 Euro gebracht –die Vahlhauser hatten „Kilometer verkauft“ und waren so viele Kilometer mit dem Rad unterwegs, wie sie vorab bezahlt bekommen hatten.

Zu Besuch in Ghana:
Dr. Udo Süthoff (links) und Pastor Andres Wagner haben sich angeschaut, wie die Spendengelder verwendet worden sind.
Nun ist das Projekt „Krankenhaus Kpalba“ abgeschlossen. Mit einem Ergebnis, wie es besser nicht aussehen könnte: Die Klinik in Kpalba trägt sich selbst. „Sie erwirtschaftet nun mehr Gewinn“, berichtet Wagner. Mit Vahlhauser Hilfe sei es möglich geworden, dass die Klinik nun ein Zertifikat des ghanaischen Gesundheitssystems bekommen habe. „ So gibt es Gelder der Krankenersicherung, Zuschüsse sind nicht mehr nötig.“ Das bedeute nicht, dass die Buschklinik nur noch besser gestellte Patienten behandle: „ Es wird ein Hospital für die Ärmsten bleiben.“
Dank der Spenden aus Detmold wurden eine Mutter-Kind-Station gebaut; es gibt Mitarbeiterunterkünfte, medizinisches Gerät, Motorräder, Solaranlagen zur Strom erzeugung. Wagner weiß, dass weiterhin noch viel Arbeit zu leisten ist. Es geht um Personalschulung, Buchhaltung, und anderes –Aufgaben, die von Vahlhausen aus nicht zu erledigen oder zu kontrollieren sind. „Deshalb ist es gut, dass wir die Verantwortung nun in andere Hände geben können.“ Ein wenig Wehmut mischt sich in den Stolz – einen „ordentlichen Abschied“, vielleicht mit einem kleinen Fest, hat es nicht geben können. Wagner hatte die Klinik nämlich bei seiner bislang letzten Reise nach Ghana nicht besuchen können – ein Autopanne verhinderte dies. Aber der Pastor ist sicher: Die Kontakte bleiben, es gibt Patenschaften, Brieffreundschaften. Auch im kommen den Jahr ist ein Gegenbesuch aus Ghana willkommen.

Kochen im Freien:
In Bladjai, wo eine neue Klinik gebaut werden soll, sieht eine Küche so aus.
Auf zu neuen Taten – diesmal im Verein mit dem „Partnerschaftsausschuss Nordlippe“. Unter Federführung der Vahlhauser wollen Gemeinden aus Detmold, Blomberg und Bösingfeld binnen drei Jahren 54 000 Euro sammeln. Wagner: „Die Mitarbeiter vor Ort haben ein neues Klinikprojekt angeregt.“ In Bladjai, rund 200 Kilometer von Kpalba entfernt, gibt es bereits eine Klinik, für die Lipper in der Vergangenheit schon gespendet haben – etwa die Heiligenkirchener Gemeinde. Aber, berichtet Wagner, diese Klinik sei durch mehrere Unwetter in den vergangenen Jahren sehr in Mitleidenschaft gezogen, nahezu zerstört worden. „Im Frühjahr hat es einen Teil der Dächer weggefegt, sodass nur noch zwei der Räume zu nutzen sind.“ Von einem medizinischen Betrieb könne man nicht mehr reden.
Andres Wagner hat Großes vor, will eine ganz neue Klinik entstehen lassen. Ein Architekt ist bereits beauftragt, Genehmigungen sind eingeholt. Viel leicht können die Lipper dieses Projekt in drei Jahren ja ebenfalls in die Selbständigkeit entlassen.
Von Martin Hostert
aus: Lippische Landeszeitung, 27. Dezember 2012
Projekt Kpalba abgeschlossen
Eigentlich ist dieses Ereignis viel bedeutender, als ein paar Zeilen im Gemeindebrief. Angemessen wäre es, ein Fest zu feiern – der Anlass ist wahrhaftig groß genug. Denn nach fast zehn Jahren eines starken Engagements von Vahlhauser Seite aus, haben wir „unsere“ kleine Klinik in Kpalba so weit gebracht, dass wir das Projekt als abgeschlossen betrachten können. Im Jahr 2002 besuchte ich erstmals die Klinik. Damals war sie nicht mehr als ein verfallener Bau – schmutzig, dunkel, die Räume karg möbliert und ohne große medizinische Ausstattung. Ein einziger Krankenpfleger tat dort seinen Dienst – mehr recht als schlecht. Mit unserer Hilfe ist es möglich geworden, dass die Klinik nun ein Zertifikat des ghanaischen Gesundheitssystems bekommen hat, was ihr den Zugang zu Leistungen aus der Krankenversicherung ermöglichen wird. Über viele Jahre hinweg haben wir uns im Verbund mit anderen Organisationen dafür eingesetzt, die Gebäude zu sanieren, neue Bereiche zu bauen wie die Mitarbeiterunterkünfte, die kleine Mutter-Kind-Station, medizinisches Gerät anzuschaffen, Motorräder bereitzustellen, Teile der Klinik mit Elektrizität zu versorgen, Personal zu schulen und an die Klinik zu binden, die Bücher genau zu prüfen, damit Missbrauch schwerer wird und Strategien zu entwickeln. Nun erwirtschaftet sie sogar einen kleinen Gewinn und hat ein Level erreicht, von dem aus sie fähig ist, den medizinischen Betrieb auszudehnen. Zwar wird sie auch das nicht alleine können, aber dafür sind wir nicht annähernd geschult und auch zu weit entfernt. Der begonnene Anbau muss vervollständigt und mit medizinischen Geräten bestückt werden. Weiteres Personal muss gesucht und geschult werden, bis dahin, dass ein Arzt gefunden wird, der an der Klinik ab und an seinen Dienst verrichtet. Fahrzeuge müssen angeschafft werden, mit Investitionen, die fernab von dem liegen, was uns möglich ist. Deshalb ist es gut, die Verantwortung und auch die weitere Förderung in andere Hände abgeben zu können, auch wenn es ein wenig weh tut, gerade im Moment des Erfolges. Aber vielleicht ist ja gerade das der eigentliche Erfolg, sie überhaupt so weit gebracht zu haben. World Vision engagiert sich schon seit geraumer Zeit auch an unserer Klinik.


Die Fotos, die bereits im Sommer entstanden sind, zeigen die beiden neuen Flügel der Klinik in Kpalba kurz vor der Fertigstellung.
Neue Klinik in Bladjai
Das bedeutet aber nicht, dass unser Engagement in Ghana nun zu Ende sein muss. Denn unsere Mitarbeiter vor Ort haben bereits ein neues Klinikprojekt angeregt. In dem Ort Bladjai gibt es bereits eine Klinik, für die in der Vergangenheit auch von lippischer Seite gespendet worden ist. Allerdings ist diese Klinik durch mehrere Unwetter in den vergangenen Jahren so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, dass man schon von einer Zerstörung sprechen muss. Im Frühjahr hat es noch einmal einen Teil der Dächer weggefegt, sodass nur noch zwei der Räume zu nutzen sind. Und die sind in einem denkbar schlechten Zustand. Von einem medizinischen Betrieb kann man allerdings nicht mehr reden.

()
Dennoch verrichtet die 74-jährige Krankenschwester Eugenia dort standhaft einen aufopferungsvollen Dienst. Sie versorgt insbesondere die Kinder des Dorfes und der gesamten Gegend, die ungefähr die Hälfte des Kreisgebietes von Lippe umfasst, mit dem Nötigsten. Die nächste Klinik ist 50 Km, das nächste Krankenhaus fast 100 Km entfernt. Das einzige Fahrzeug überhaupt ist das ziemlich betagte Auto der Klinik, das 2010 durch Spendenmittel übergeben werden konnte. Eugenia ist auch in Vahlhausen bekannt, war sie doch im vergangenen Jahr Teil einer Delegation und hat hier unseren Gottesdienst besucht.

Eine neue Klinik ist also dringend notwendig, da auch die Bausubstanz des alten Gebäudes nicht mehr zu nutzen ist.
Ein Architekt hat bereits Pläne entworfen und eine Kostenschätzung erstellt. Ihre Meinung zu diesem Projekt würde uns sehr interessieren.
Informationen zum Projekt Bladjai

Der Ort Bladjai ist nur zu erreichen, indem man in Dumbai die Fähre benutzt, um über den Volta Stausee zu setzen. Nach geglückter Überfahrt (und angesichts des Zustands der Fähre kann man immer wieder von Glück reden, auf der anderen Seite angekommen zu sein) folgt man der Straße von Krete Katchi nach Norden in Richtung Bimbila. Diese Straße ist die Hauptverkehrsader, aber während der Regenzeit nicht wirklich passierbar. An vielen Stellen ist dann die Schotterpiste durch die starken Regenfälle einfach weggespült. Nach 60 Km gelangt man in dem Ort Katjajeli (auf der Übersichtskarte zwar nicht vezeichnet, aber gleich hinter der grünen Linie, welche die Bezirksgrenze des „Northern District“ darstellt) an eine „Kreuzung“. Tief im Westen, 75 Km jenseits von Katjajeli, liegt Salaga mit dem nächst erreichbaren Hospital. Salaga war in der Vergangenheit einer der größten afrikanischen Umschlagplätze für Sklaven. Noch heute kann man die stummen Zeugen dieser dunklen Vergangenheit besichtigen. Ein weiterer Weg führt in Richtung Osten. Von diesem Abzweig an befinden wir uns schon in dem Gebiet, das von der Klinik in Bladjai versorgt werden soll. Die Grenzen im Osten, Norden und Süden werden durch eine Schleife markiert, die der Oti-Fluss bildet. Somit gibt es nur eine etwas größere Piste, die Bladjai mit der Außenwelt verbindet.
Dieses Areal war bis in die sechziger Jahre hinein nur sehr dünn besiedelt. Erst durch das Aufstauen des Voltas und die daraus resultierenden Umsiedlungen sind wesentlich mehr Menschen zwangsweise ansässig worden. Seitdem leben hier drei verschiedene Stämme. Das Gebiet, welches von Bladjai aus medizinisch versorgt wird umfasst eine Fläche von zwanzig mal dreißig Kilometern. Eigentlich liegt Bladjai eher ungünstig, nämlich im äußersten Osten des Gebietes, aber hier ist wenigstens die Wasserversorgung durch den nahen Oti sicher gestellt. Es gibt vier größere Ortschaften und zahlreiche kleinere. Nur zwei der Ortschaften sind über Schotterpisten erreichbar, die anderen lediglich auf verschlungenen Pfaden, die mitten durch das Buschland führen. Weit verstreut liegen noch einige einzelne Gehöfte.
In der Regenzeit bildet Malaria das größte Problem. Daneben aber sind bei den Erwachsenen Schlangenbisse eine der häufigsten Todesursachen. Aber auch Kinder sind davon betroffen. Gegenmittel gab es bis jetzt nicht – die alte Klinik verfügte über keine Möglichkeiten, diese zu lagen, genauso wenig wie Impfstoffe. Deshalb treffen wir auch noch Erkrankungen wie Cholera, Typhus und verstärkt Kinderlähmung an. Eines der größten Probleme bleibt aber die Unter– bzw. Mangelernährung bei den Kindern. Jedes fünfte Kind erreicht nicht das Alter von fünf Jahren.
Die neue Klinik wird deshalb für viele Menschen zu einer zentralen Frage des Überlebens. Sie soll zukünftig neben ordentlichen Untersuchungsräumen auch über zwei Krankenzimmer, einen Kreißsaal, eine Apotheke mit Kühlmöglichkeiten, Sanitäranlagen und ein kleines Labor verfügen. Zudem ist an einen Raum für Injektionen gedacht, in dem die Impfungen durchgeführt werden können und der nach afrikanischen Maßstäben steril gehalten werden soll. Des weiteren stehen einige Unterkünfte zur Verfügung, die von Müttern genutzt werden können, deren Kinder in der Klinik bleiben müssen.
AUS: Unsere Gemeinde Dezember 2012 / Januar 2013