Über einige Jahre hinweg war nichts zu berichten. Das Klinikprojekt, der Neubau einer Klinik, war im Großen und Ganzen abgeschlossen, jetzt geht es noch darum, den Fortbestand der Klinik zu sichern. Auch konnten über zwei Jahre hinweg gar keine Reisen unternommen werden, da die Corona-Epidemie in Ghana für sehr strenge Regeln zum Teil bis hin zur Abschottung gesorgt hatte.

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der Kirchenvorstand daher Gedanken gemacht, ob nicht ein neues Projekt in Angriff zu nehmen wäre und sich dabei auf die Stadt Nkwanta, Bezirkshauptstadt der Region Nkwanta-South, und umliegende Dörfer zu konzentrieren. Dieses Gebiet gehört zum früheren Königreich der Ewe und war bis zum Beginn des 1. Weltkriegs Teil der deutschen Kolonie Deutsch-Togoland. Nkwanta deshalb, weil dort zumindest die Grundlage einer Infrastruktur vorliegt und wir bereits Projekte in zwei umliegenden Dörfern – Bontibor und Odomi – mit betreut haben, und wir viele gute Kontakte und Freundschaften dort haben.

Erste Kontakte wurden bereits aufgefrischt, bzw. neu geknüpft worden. Erste Ideen wurden geboren, so die Einrichtung einer mobilen Pflegestation die häusliche Pflege anbieten soll. Man kann sich leicht vorstellen, dass die Situation in Ghana in dieser Hinsicht weitaus dramatischer ist, als in Deutschland. Sehr viele ältere Menschen können sich nicht selbst versorgen. In Ghana, wie auch hier, ziehen junge Menschen vom Land in die Städte, wodurch familiäre Unterstützung wegbricht. Eine Pflegeversicherung gibt es nicht. Eine Pflegestation wäre also ein ein wirklich sehr gutes und sinnvolles Projekt, wenn es umgesetzt werden könnte.

Aber Mitte Juni kam dann alles ganz anders und zwar auf sehr dramatische Art und Weise. Siehe dazu den Bericht weiter unten auf dieser Seite.

Inzwischen hat sich dort die Lage aber verbessert, die Unruhen sind unter Kontrolle. Also konnte das neue Projekt mittlerweile Gestalt hinsichtlich Form und Finanzen annehmen. Am Anfang stehen auch in Ghana sehr viele behördliche Angelegenheiten. So muss eine solche Station beim ghanaischen Gesundheitssystem angemeldet werden, schon allein, nicht nur um von dieser Seite aus etwaige Zuschüsse erhalten zu können. Dafür wird zunächst eine sogenannte NGO gegründet (eine nicht-staatliche Organisation), die dort registriert werden kann. Ein Geschäftsführer für diese NGO ist bereits gefunden – er arbeitet selbstredend ehrenamtlich.

Sodann müssen Räumlichkeiten gesucht werden und das nötige Mobiliar dafür. Ein geländegängiges Motorrad, ebenso wie ein Mobiltelefon. Daneben wird eine ausgebildete Krankenschwester den pflegerischen Dienst versehen. Auch sie ist bereits gefunden und bereit, ihren Dienst im Krankenhaus von Nkwanta zu kündigen, um uns zur Verfügung zu stehen.

Unsere Mitarbeiterin im Diekoniezentrum Nkwanta: Patience Ujakpa

Für den Start sind also nicht geringe Mittel aufzuwenden. Zwar verfügen wir, was die Partnerschaft nach Ghana betrifft, noch über einige Rücklagen, die den Start auf jeden Fall ermöglichen werden, aber für die Folgejahre sind wir natürlich auf die Hilfe, das heißt auf die Spenden von Ihnen angewiesen.

Hier ein Überblick über die Kosten des Projektes:
Als Einmalkosten stehen zu Beginn an:
Anschaffung eines Motorrades: 2.800 Euro
Einrichtung der Räumlichkeiten: 700 Euro
Anschaffung eines Handys: 300 Euro
Konto, Registrierung usw: 200 Euro
Insgesamt: 4.200 Euro

Jährliche laufende Kosten
Gehalt: 7.000 Euro
Unterhalt Motorrad: 350 Euro
Materialien: 300 Euro
EuroMiete: 1.250 Euro
Versicherungen usw.: 100 Euro
Gesamt: 8.350 Euro

28.09.2025

Innerhalb dreier verschiedener Ethnien brachen im Juni Unruhen aus, die zahlreiche Todesopfer mit sich brachten. Bereits im Januar war es in dem kleinen Ort Odomi zu einem schwerwiegenden Zwischenfall gekommen, bei dem drei Menschen getötet wurden, einer davon ein guter Bekannter von mir. Gerade zu den Bewohnern von Odomie bestand von unserer Seite aus ein gutes Verhältnis, haben wir dort doch über zehn Jahre hinweg den Bau einer Kapelle gefördert. Die neueren Unruhen überschreiten dieses Maß aber bei weitem. In Nwanta selbst brannten mehrere Häuser, Schulen und das Krankenhaus waren angegriffen worden. Das Militär musste mit schwerem Gerät einrücken um wenigstens die systemrelevanten Gebäude und Einrichtungen zu schützen. Den umliegenden Dörfer, geschweige denn den vereinzelt liegenden Gehöften konnte keine Hilfe dieser Art angeboten werden, sodass die Situation dort immer noch völlig unüberschaubar ist.

Aktiv beteiligt in diesem Konflikt sind drei verschiedene Ethnien: Die Akyode, die Adele und als kleinste Gruppe die Challa, die allerdings unter den dreien die meisten Todesopfer zu beklagen hatte. Übergesprungen ist dieser Konflikt dann auf Angehörige des Volkes der Konkomba, die vor gut zwanzig Jahren aus dem Norden Ghana in die Oti-Region geflohen waren und aktuell ebenfalls Todesopfer zu beklagen haben. Die Konkomba haben sich bislang aber ruhig verhalten, um den Konflikt nicht noch weiter zu verschärfen.

Die Gründe für diese Unruhen sind sehr vielschichtig. Zunächst einmal geht es natürlich darum, dass in der Oti-Region Ethnien aufeinander treffen, die in früheren Zeiten dort nicht beheimatet waren. Bereits während der Kolonialzeit sind dort Menschen angesiedelt worden, deren Stammgebiet ursprünglich ganz woanders lag. Verschärft wurde dieser Umstand in den sechziger Jahren dadurch, dass durch die Stauung des Voltas ein riesiger Stausee geschaffen wurde, aber auch viele Siedlungsgebiete zerstört wurden. Ganze indigene Völker wurden umgesiedelt.

In der Regel gelang das Zusammenleben in der Vergangenheit recht gut. Man arrangierte sich, auch wenn es alte Feindschaften zu unterdrücken galt.

Neuerdings scheint das aber gekippt zu sein. Vordergründig geht es um den Besitz von Ackerland. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Ghana an vielen Stellen sehr deutlich zu spüren, selbst in der Region um den Oti-Fluss herum, die in einer klimatisch gemäßigten, wenn nicht sogar guten Zone mit großem Waldbestand liegt. Doch in den letzten Jahren sind die Regenmengen zum Teil dramatisch gesunken, da ist guter Ackerboden überlebenswichtig.

Wie sich die Lage weiter entwickelt, ist zur Zeit noch völlig unklar. Aktuell bin ich täglich mit Freunden und Bekannten aus Nkwanta im Gespräch. Dem Mobilfunk und WhatsApp sei Dank.

Andres Wagner, 26. Juli 2025